Programm
Als der seit 1917 an Lungentuberkulose erkrankte Franz Kafka (1883-1924) am 17. März 1924 von Max Brod aus Berlin nach Wien zurückbegleitet wurde, war er gesundheitlich in dramatisch schlechtem Zustand. Das Berlin-Abenteuer hatte, sehr zu Kafkas Unzufriedenheit, aber unumgänglich, abgebrochen werden müssen. Bis zum 5. April, dem Tag, an dem er nach Österreich abreiste, hielt er sich in der elterlichen Wohnung in Prag auf. Kurz nach seiner Ankunft um den 20.3. bemerkte er beim Sprechen und beim Trinken ein erstes leises Brennen im Halse, das sich innerhalb der nächsten Woche zu echten Halsschmerzen entwickelte. Dennoch war er in der Lage zu schreiben und stellte bei diesem letzten Aufenthalt in Prag die Geschichte Josefine, die Sängerin oder Das Volk der Mäuse fertig. „Ich habe zur rechten Zeit mit der Untersuchung des tierischen Piepsens begonnen“ erwähnte Kafka gegenüber Robert Klopstock, anspielend auf die ersten Anzeichen der gesundheitlichen Veränderung in seinem Hals.
Wenig später bekam er im Sanatorium Wienerwald in Feichtenbach, der ersten Station seiner als Kuraufenthalt gedachten Reise nach Österreich, die Diagnose der Kehlkopftuberkulose gestellt.
Josefine, die Sängerin oder Das Volk der Mäuse ist Kafkas letzte Erzählung. Auf einem (bisher unveröffentlichten) Gesprächszettel notiert Kafka bezüglich des Titels, solche „oder-Titel“ seien zwar nicht sehr hübsch aber hier habe es vielleicht besondern Sinn, es habe etwas von einer Waage. Die Geschichte erschien einen Tag, nachdem Franz Kafka in Kierling eingetroffen war, am 20. April 1924, auf Betreiben Max Brods in der Osterbeilage der Prager Presse als Erstdruck.
Im Anschluss an die Lesung freuen wir uns darauf, mit den Zuhörenden ins Gespräch zu kommen.
Eintritt frei!
Anmeldung erforderlich unter info@franzkafka.at oder 0043 1 5338159.
Eine Veranstaltung der Österreichischen Franz Kafka Gesellschaft
© Charlotte Aigner