Programm
„Du, ich war einmal ein großer Zeichner“, schrieb Franz Kafka 1913 an seine Dauerverlobte Felice Bauer über seine künstlerischen Ambitionen. Sein Zeichnen hätte ihn einst „mehr befriedigt als irgendetwas.“ Gleichzeitig zeigte sich Kafka misstrauisch gegenüber Illustrationen seiner Bücher. Als es an die Umschlaggestaltung seiner Erzählung „Die Verwandlung“ ging, argwöhnte er, dass der beauftragte Illustrator vorhaben könnte, den Käfer zeichnen zu wollen.
Nun hat der österreichische Comiczeichner Nicolas Mahler genau das getan. Er hat den krabbelnden Mistkäfer Gregor, den dürren Hungerkünstler, die singende Maus Josephine und andere Figuren Kafkas zu Strichfiguren verknappt. Und auch Kafka selbst, seine Verlobte Felice und sein Freund Max Brod kommen nicht ungeschoren davon.
Im Literaturhaus werden zum 100. Todestag von Franz Kafka 2024 etliche Skizzen, Originale und Drucke aus Nicolas Mahlers gezeichneter Biografie „Komplett Kafka“ (Suhrkamp Verlag, 2023) gezeigt.
Und wie hätte Kafka darauf reagiert? Vielleicht hätte ihn dieses Unterfangen amüsiert, schrieb er doch in einem Brief: „Ich kann auch lachen, Felice, zweifle nicht daran. Ich bin sogar als großer Lacher bekannt.“
Fotos:
Anton Burger
Nicolas Mahler: © Marfred Werner
Wolfram Berger: © Ulrik Hölzel
Titelbild: © Nicolas Mahler