Programm
Die Faszination für die osteuropäische jüdische Kultur, die sich in Franz Kafkas persönlichen (wenn auch nicht literarischen) Schriften zeigt, wird oft im Kontext seiner eigenen assimilierten Existenz im „westlichen“ Judentum gesehen. Der radikale Kontrast des östlichen und westlichen jüdischen Lebens berücksichtigt selten die besondere Geographie und Vielfalt der Kulturen innerhalb der Donaumonarchie, in die er geboren wurde und die viele verschiedene Formen des Judentums beheimatete. Was passiert mit dem viel diskutierten Problem von Kafkas Verhältnis zum Judentum im Kontext der Habsburgermonarchie und ihrer Nachfolgestaaten? Diese Diskussion von Kafka im Kontext der österreichisch-ungarischen jüdischen Gemeinden wirft ein anderes Licht auf die komplexe Auseinandersetzung des Autors mit dem Judentum und seiner eigenen Identität.
Scott Spector ist Rudolf Mrázek Collegiate Professor of History and German Studies an der University of Michigan in Ann Arbor. Er ist Autor der Monographien „Prague Territories: National Conflict and Cultural Innovation in Franz Kafka´s Fin de Siècle“ (2000), “Violent Sensations: Sex, Crime, and Utopia in Vienna and Berlin, 1860-1914” (2016) oder „Modernism without Jews? German-Jewish Subjects Histories“ (2017).
Der Gastvortrag findet im Rahmen des Seminars „Franz Kafka im interkulturellen Kontext Prags“ am Bohemicum – Center for Czech Studies der Universität Regensburg statt. Er findet in Kooperation mit der Jüdischen Gemeinde und wird von der Regensburger Universitätsstiftung Hans Vielberth gefördert.
Der Vortrag ist Teil einer Vorlesungsreise, die der Adalbert Stifter Verein – Kulturinstitut für die böhmischen Länder, das Bohemicum – Center for Czech Studies der Universität Regensburg, das Institut für Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft der Ludwig-Maximilians-Universität und das Institut für tschechische Literatur der tschechischen Akademie der Wissenschaften veranstalten.